Jetzt geht es los: Mitte September startet die Tarifrunde 2024 für die norddeutsche Metall- und Elektro-Industrie mit ersten Verhandlungen in Hamburg. Im Oktober wird es voraussichtlich in Bremen weitergehen.

Nordmetall und die IG Metall Küste werden über einen Forderungskatalog der Gewerkschaft verhandeln, zu dem nicht nur reine Entgelterhöhungen gehören. Vielmehr garniert die IG Metall ihren Ruf nach 7 Prozent mehr Geld mit weiteren Forderungen: hier eine überproportionale Anhebung für Azubis, dort eine soziale Komponente für Geringverdienende und obendrein erweiterte Möglichkeiten, Geld in freie Tage umzuwandeln. Auch der Wunsch nach einer Vorteilsregelung für Gewerkschafts-Mitglieder steht im Raum.

Viele Betriebe leiden

Einer geht noch – das scheint das Motto der Stunde zu sein. Schon bei normaler Konjunkturlage wäre eine solche Belastung nicht tragbar. Doch in der jetzigen krisenhaften Situation wären unsere Betriebe damit erst recht überfordert. Die einen kämpfen mit ausbleibenden Aufträgen, die anderen mit fehlendem Personal, wieder andere stöhnen unter zu hohen Energiepreisen, und alle müssen die Transformation bewältigen – die Gefahren der aktuellen geopolitischen Krisen noch gar nicht eingeschlossen.

In den Verhandlungen wird es also darauf ankommen, die einzelnen Forderungsbestandteile abzuschichten: Welches Gehaltsplus ist angesichts sinkender Inflation sowie der multiplen Belastungen der Unternehmen nötig und verkraftbar? Reichen unsere gemeinsamen Anstrengungen aus, die Metall- und Elektro-Industrie noch attraktiver für junge Schulabsolventen zu machen?

Es geht um die Stärkung des Standorts

Wie können wir auch einfacher strukturierte Arbeitsplätze in Deutschland halten? Wie verantwortlich wäre es, angesichts des Fachkräftenotstands zusätzliche Freistellungen zu ermöglichen? Und welche Logik hat es, diesen riskanten Forderungscocktail noch durch zusätzliche Wünsche zu überfrachten, von denen man genau weiß, dass sie auf der Arbeitgeberseite schlicht nicht durchsetzbar sind?

Der erfahrene Handwerker weiß: Nach fest kommt ab. Gerade in krisenhaften Zeiten müssen wir Sozialpartner an einem Strang ziehen, um Arbeitsplätze und Investitionen im Norden zu sichern. Nicht die Abwanderung, sondern den Standort gilt es zu stärken.

Nico Fickinger ist Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Nordmetall und AGV Nord, die aktiv im Norden möglich machen. Diskutieren Sie mit ihm: nordwort@aktivimnorden.de

Podcast-Tipp

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